Henning Helmhusen

  

Schwarze Weihnachten

 
 

"Mit dem fahren wir Schlitten", bemerkte der Polizeibeamte zu seinem Kollegen. Dann winkten sie das seltsame Gefährt an den Straßenrand. "Ihnen ist klar, daß Sie mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren sind?" Der Fahrer starrte ihn verständnislos an. "Ihren Führerschein oder Ausweis bitte!" Wieder keine Antwort. "Dann müssen wir Sie zur Feststellung der Personalien eben mitnehmen." -- "Laß mich mal versuchen", sagte sein Kollege. Er trat vor und zupfte den Mann am Bart. Über Funk gab er dann hastig durch: "Wir haben hier einen großen Fang gemacht: den Weihnachtsmann."
 

Schon am nächsten Morgen machte die BILD-Zeitung auf mit der Schlagzeile: "Jetzt ist er dran!" Bis dahin hatte es noch so ausgesehen, als wenn der Weihnachtsmann mit ein paar Punkten in Flensburg davonkommen könnte. Doch nun brach eine Lawine los. 


Bundeskanzler Schröder wetterte, der Weihnachtsmann sei schuld am jüngsten Haushaltsloch. Schließlich habe er seit Jahrhunderten die Schenkungssteuer hinterzogen und seine Präsente vom Nordpol nach Deutschland geschmuggelt. Die CDU attackierte die Regierung hingegen für ihre zu laxe Ausländerpolitik. Der Weihnachtsmann habe weder Visum noch Arbeitserlaubnis gehabt. Ganz genauso die Gewerkschaften, die die Entsenderichtlinie ins Spiel brachten. Außerdem habe der Weihnachtsmann ohne Tarifvertrag und sogar an Feiertagen gearbeitet. Deshalb die hohe Arbeitslosigkeit. 
 

Das komme aber auch daher, so der DIHT, daß der Weihnachtsmann ohne Meisterbrief Schornsteine gereinigt habe. Und dann habe er, wie das Kartellamt nachwies, von langer Hand ein Monopol aufgebaut mit Geschenke-Dumping und so den Einzelhandel ruiniert. Die Grünen verwiesen auf die ökologische Dimension des Falles: Rentiere seien eine in Deutschland vom Aussterben bedrohte Tierart, und der Weihnachtsmann habe seine nicht artgerecht gehalten. 


Nimmt man noch kleinere Vergehen hinzu wie Ruhestörung durch Glockengebimmel oder Verstoß gegen das Vermummungsverbot, so kann sich der Weihnachtsmann darauf einrichten, den Rest seiner Tage hinter Gittern zu verbringen. Schwacher Trost für ihn: die Filmrechte konnten an die Serie "Die dümmsten Verbrecher" verkauft werden.
 
 
 

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